Hear the boys

Das Festival der norddeutschen Knabenchöre: Lange hat es gedauert, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und nun bin ich froh, dass in diesem Jahr aus dem Gedanken endlich ein wunderbares Fest der Knabenchöre wurde. Für mich eines der schönsten Projekte. Wann die Idee dazu entstand, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Am Beginn des Prozesses trafen sich Astrid Jörling, Jens Bauditz und ich an einem Freitagabend in einem Restaurant neben der Jugendmusikschule, um die Idee zu besprechen. Das war im Frühherbst 2018. Jens war sehr angetan und damit der Startschuss gegeben.

Wann, mit wem und wo waren die zentralen Fragen? Und die Frage der Finanzierung. Die ursprüngliche Idee, das Festival im Großen Saal der Elbphilharmonie stattfinden zu lassen, mussten wir uns ziemlich schnell aus dem Kopf schlagen. Alternativ kam nur der Michel in Frage. So vereinbarten wir einen Termin mit Marc Fahning, ehemaliges Chormitglied, mein Vorgänger im Vorstand und jetzt Geschäftsführer der Michel Musik gGmbH. Auch unsere Zeitpläne waren diversen Veränderungen unterworfen. Aus organisatorischen Gründen verschoben wir das Festival von 2019 auf 2020, Corona-bedingt von 2020 auf 2021 und dann noch einmal schweren Herzens um ein weiteres Jahr. Das brachte ein ständiges Umplanen mit sich. Mit wem, darüber waren wir uns schnell einig: Die Knabenchöre aus Uetersen, Bremen, Lübeck, Hannover und der Knabenchor St. Nikolai sollten mit dabei sein. Der Knabenchor Hannover schied schnell aus, die verlangte Gage war deutlich zu hoch. St. Nikolai verabschiedete sich wenige Monate vor dem Festival, was im Hinblick auf deren Verlässlichkeit kein gutes Bild abgab. Aber das einvernehmliche Miteinander und der angenehme Umgang der vier verbleibenden Chöre machte das alles wett.

Money rules the world – Das galt auch für das Festival. Unser geplantes Budget lag bei 30.000 Euro. Viele Stiftungen haben uns mit insgesamt 11.000 Euro unterstützt. Der Antrag bei der Kulturbehörde über 10.000 Euro wurde leider abgelehnt. Anstatt dessen veranstalteten wir mit der Volksbank ein Crowdfunding, was uns dank der Mithilfe aller Eltern, Freunde und Verwandte den fehlenden Betrag einbrachte. 9.000 Euro hatten wir an Karteneinnahmen eingeplant. Im Endeffekt haben wir 36.000 Euro ausgegeben. Dass es mehr wurde als geplant, lag vor allem an einem Umstand, der uns als Organisatoren auch das meiste Kopfzerbrechen bereitete: Die Bettensuche erwies sich deutlich schwieriger als angenommen. Wir fanden innerhalb der Chorgemeinschaft nicht genügend Familien, die bereit waren, Kinder aufzunehmen. Mit der Reservierung von Zimmern in der Jugendherberge am Hafen lösten wir das Problem. Dort wurde dann der gesamte Lübecker Knabenchor untergebracht. Auch für die Verpflegung der Sänger musste zusätzlich gesorgt werden. Das alles war gar nicht so einfach. Ein Antrag bei Neustart Kultur über 10.000 Euro half dann, die drohenden Haushaltslöcher zu stopfen.

Die Tage des Festivals liefen ab wie am Schnürchen. Die gute Vorbereitung trug Früchte. Der Empfang in der Wandelhalle war ein wunderbarer Einstieg. Tolle Akustik für den Flashmob. Die Hymne für die Queen hatte ich den Chorleitern in letzter Minute regelrecht abgerungen, da man das ja nicht geprobt hatte. Eine der für mich schönsten Erinnerungen: Ulrich Kaiser, Chorleiter in Bremen, sagte schon nach der zehnminütigen Probe in St. Petri ganz ergriffen: «Das hat sich jetzt schon gelohnt»! In der Tat: Dieses Gefühl «es hat sich gelohnt» begleitet mich bis heute. Trotz aller Hindernisse: Das musikalische Erlebnis, die Freude am Miteinander, die ungewöhnlichen Konzertorte, diese tollen Sänger – es ist eine großartige Erinnerung.