Endlich mit Orchester

Es war kurz vor zwei, Vierter Advent und es schneite ein bisschen, als ich am Sonntag den 20. Dezember 2009 den Turmweg zu unserer «Haus- und Hofkirche», wie Herr Kaiser sie immer nennt, entlang ging. Ich blickte auf die große Uhr der Kirche und sah, dass ich noch einige Minuten hatte. Um genau zwei Uhr trafen wir uns in der Kirche für die Orchesterprobe. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Es war die Vorfreude auf die nächsten Stunden, genauer gesagt das, was in den nächsten Stunden passieren würde.

Vor einer Woche hatte ich auch dieses Gefühl der Vorfreude, jedoch gemischt mit Aufregung. Es sollte das erste Konzert des Knabenchors mit Orchester werden und das dann auch noch in einer der Hauptkirchen Hamburgs – St. Jacobi. Wir hatten für diese beiden Konzerte viel geprobt, besonders beim Probenwochenende im Sunderhof. Die Kirche war voll und nach dem Konzert in St. Jacobi schien Herr Kaiser auch nicht unzufrieden mit uns zu sein. Und das obwohl der Alt einen Einsatz bei Mendelssohn verschlafen hatte! Dies war direkt danach natürlich Gesprächsthema.

Aber auch schon vor dem Konzert war die Stimmung gut, was nicht zuletzt an Herrn Kaisers Sohn Leander lag. Der gesamte Chor hatte sich auf der Treppe positioniert, die zu dem kleinen Vorraum führt in dem wir uns eigentlich in Choraufstellung aufstellen wollten. Herr Kaiser hatte Leander auf dem Arm und drehte ihn so, dass er mit dem Gesicht zum Chor blickte. Leander hatte aber keine Lust und drehte den Kopf weg worauf hin Herr Kaiser sich umdrehte, sodass Leander wieder zum Chor blickte, dieser jedoch hatte immer noch keine Lust und drehte sich wieder weg, Herr Kaiser allerdings drehte sich wiederum –

Dieses kleine Spiel amüsierte einige Knaben köstlich.

An all das dachte ich zurück als ich an jenem Tag den Turmweg entlang ging. Kurz nachdem ich in der Kirche angekommen war fing die Probe an. Nach der rund anderthalbstündigen Probe gingen wir ins Gemeindehaus. Dort konnte man sich noch einmal für das Konzert ausruhen – oder auch nicht. Kurz bevor wir in die Kirche gehen wollten, was aber wegen des Ansturmes noch nicht für ratsam gehalten wurde, bläute uns Herr Kaiser nochmals ein, dass dies wahrscheinlich das letzte Konzert mit Orchester werden würde und wir deshalb mehr als hundert Prozent geben sollten. So geschah es dann auch. Sogar der Alt sang den vor einer Woche verpassten Einsatz. Mit tosendem Applaus und stehendem Applaus der letzten Reihen – was hoffentlich nicht nur daran lag, dass man uns von dort hinten nicht sehen konnte, triumphierten wir aus der Kirche.

Wenn ich hier jetzt vor dem Computer sitze und mich zurückerinnere, bekomme ich das gleiche Gefühl, dass ich schon auf dem Weg zur Johanniskirche hatte. Ich glaube es waren zwei sehr schöne Konzerte, sowohl für die Zuhörer, als auch für die Mitwirkenden. Gerade für uns war es eine tolle Erfahrung ein Weihnachtsprogramm mit Orchester zu singen. Ich hoffe das dies nicht die letzte Gelegenheit war, über ein Konzert von uns mit Orchester berichten zu dürfen.