Nora. Interview

Willkommen im Chorbüro

Nóra Kiszty Nóra Kiszty wurde am 03. August 1982 in Miskolc, Ungarn geboren.

Dort machte sie auch ihr Abitur am Musikgymnasium Béla Bartók. Anschließend führte sie das Blockflötenstudium an die Hochschule für Musik und Theater Hamburg, an der sie im Jahr 2006 ihr Diplom sowie 2009 das Konzertexamen mit Auszeichnung absolvierte. Bereits seit 2007 arbeitet sie als Lehrerin an der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg. Nóra ist mit unserem Chorleiter Jens Bauditz verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Kinder – Theresa und Julius. Im Oktober 2019 übernahm sie das Chorbüro.

Liebe Nóra, zunächst einmal vielen Dank, dass Du dich für dieses Interview zur Verfügung gestellt hast.

Sehr gerne! Ich lese jede Synkope und freue mich, nun im Team des Neuen Knabenchores zu sein.

Wir kennen uns schon eine ganze Weile, deshalb duzen wir uns. Du bist in Ungarn geboren und aufgewachsen, durch Dein Studium bist Du nach Deutschland gekommen.

Richtig. Zu meiner Schulzeit war ich auf einem speziellen Musikgymnasium in meiner Heimatstadt, mit Aufnahmeprüfung und hohem musikalischen Anspruch. Mein Hauptfach war die Blockflöte. Die Schule war zwar kein Internat, aber nach den normalen Schulfächern am Vormittag hatten wir an jedem Nachmittag Musikunterricht. Ich glaube, ich war nie vor 19 Uhr zu Hause. Auf einem Meisterkurs lernte ich dann Professor Peter Holtslag kennen und er empfahl mir, für das Blockflötenstudium zu ihm nach Hamburg zu kommen. So absolvierte ich hier die Aufnahmeprüfung, wurde angenommen und zog mit 18 Jahren vom Nordosten Ungarns nach Norddeutschland. Neben Diplom und Konzertexamen machte ich auch einen pädagogischen Abschluss, ein Lehrdiplom.

Warum hast du dann mit den vielen Abschlüssen keine Konzertkarriere begonnen?

Die Blockflöte ist kein Orchesterinstrument, da gibt es keine festen Stellen. Mir macht es große Freude, begabte Kinder und Erwachsene zu unterrichten. Darüber hinaus spiele ich in zwei Ensembles: dem Blockflötentrio Elb’ an Flutes und bei Il suono, einer Gruppe mit Sopranistin, Cembalo und Cello. Wir geben viele Konzerte in Hamburg und Umgebung.

Wie bist du dann zur Jugendmusikschule gekommen?

Zur Jugendmusikschule bin ich gar nicht über die Blockflöte gekommen, sondern über Solfège, eine Tonlehre, die in Ungarn – Zoltán Kodály – und vielen anderen europäischen Ländern eine lange Tradition hat. Das war 2007, die ersten zwei Jahre unterrichtete ich also Solfège. Gleichzeitig bewarb ich mich als Blockflötenlehrerin und absolvierte eine Art Praktikum beim damaligen Fachbereichsleiter Kent Pegler von Thun. Im Rahmen des Pädagogikstudiums hospitierte ich und durfte auch selbst unterrichten; anschließend wurde besprochen und analysiert. Das ist in etwa mit dem Referendariat beim Lehramt vergleichbar. So lernte ich für zwei Jahre Methodik und Didaktik.

Und wie hast du dann eine feste Stelle für Blockflöte bekommen?

Nach verschiedenen Vertretungen, die ich gemacht habe, erhielt ich schließlich ein eigenes Stundenkontingent, meine Stundenzahl erhöhte sich. Neben einzelnen Schülerinnen und Schülern unterrichte ich auch Gruppen an Hamburger Schulen.

Jetzt bist du auch noch für das Chorbüro verantwortlich. Was meinst du qualifiziert dich für diese Aufgabe?

Zur Tätigkeit in meinen eigenen Ensembles gehört nicht nur das Musizieren, sondern auch das Organisieren: Konzerte, Reisen, die Kommunikation mit Agenturen und Veranstaltern und Kirchgemeinden, Programme und Hefte erstellen, Hintergrundrecherchen etcetera. Da habe ich viel Erfahrung. Außerdem kenne ich den Chor, dessen Familien und den Vereinsvorstand schon lange, habe eine emotionale Bindung. Nicht zuletzt liebe ich die Knabenchormusik, besonders die Alte Musik. Ich glaube, das sind gute Voraussetzungen für diese Arbeit. In diese Stelle, die auf dem Papier nicht sehr viele Stunden aufweist, gehört viel Herz und Einsatz. Es ist großartig, was die jungen Sänger auf die Beine stellen und leisten, und dafür möchte ich den Neuen Knabenchor unterstützen und meine Ideen und Impulse einbringen. Natürlich kann ich mich mit Jens auf dem kurzen Dienstweg perfekt austauschen und weiß, was der Chor braucht und wo auch mal der Schuh drückt.

Du bist seit Oktober offiziell im Chorbüro angestellt. Was waren die ersten Dinge, die du angeschoben hast?

Das erste kleine Projekt war eine interne Chorliste, die den Eltern für deren Austausch, beispielsweise um Fahrgemeinschaften zu bilden, zur Verfügung steht. Dies war ein dringender Wunsch der Hauptchorfamilien. Außerdem können mich Eltern, aktuelle Sänger und interessierte Neusänger immer erreichen – ohne feste Anrufzeiten – wenn sie Fragen oder Bitten haben. Das finde ich sehr wichtig für eine funktionierende Chorschule. Im neuen Jahr stehen wieder Probenwochenenden und eine große Konzerttournee an, zufälligerweise nach Ungarn. Lacht. Da gibt es noch einiges zu tun. Desweiteren die Konzerte, für die vieles abgestimmt und unsere Freunde und Förderer eingeladen werden müssen. Bei den Auftritten der Vorchöre und des Hauptchores versuche ich auch regelmäßig vor Ort zu sein.

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Verein?

Ich kenne viele, nicht zuletzt auch Dich aus dem Vorstand schon lange, daher benötigt es keine Eingewöhnungszeit. Wir haben einen guten Draht zueinander und in diesem Jahr wird die Zusammenarbeit so richtig losgehen, worauf ich mich schon freue.

Was wünscht du dem Chor für die Zukunft?

Das ist eine schwierige Frage. Noch vorhin sagte ich zu Jens, dass ich hoffe, dass diese Frage nicht kommt. Lacht. Ich wünsche dem Chor viel Kontinuität und Freude, dass die Gemeinschaft, die Musik und die Erlebnisse den Sängern einen festen Halt im Leben geben.

Vielen Dank!

Kontakt

Nóra Kiszty

chorbuero@neuer-knabenchor-hamburg.de

Telefon: 040-42801-4161